REINKARNATION
Was passiert mit der
Lebensenergie nach dem Tod?
von Meena Zala,
Maturarbeit
...und es geht weiter...?
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einleitung
3. Begriffsdefinitionen bzw. Umschreibungen
4. Exkurs: wie ich zur Reinkarnation stehe
5. Reinkarnation
5.1 Der Reinkarnationsgedanke und das Christentum
5.1.1 Heutige Anhänger
5.1.2 Meinung der christlichen Kirchen
5.1.3 Schlussbemerkung
5.2 Reinkarnation im Hinduismus
5.2.1 Der Körper und die Seele
5.2.2 Der feinstoffliche Körper
5.2.3 Die Wiedergeburt
5.2.4 Schlussbemerkung
5.3. Moderne Reinkarnationsforschung
5.3.1 Jan Stevenson
5.3.2 Untersuchungsmethode von Jan Stevenson
5.3.3 Die Meinung der evangelischen Kirche
5.3.4 Schlussbemerkung
6. Zusammenfassung
7. Ergebnisse meiner Umfragen
7.1 Zusammenfassung
7.2 Schlussbemerkung
8. Literaturverzeichnis
9. Anhang
1. Vorwort
Mir ist das Arbeiten an diesem Projekt eigentlich nie verleidet,
da ich mich mit einem Thema auseinandersetzen konnte, das mich interessierte. Ich lernte
auch, eine grössere Arbeit selbstständig zu planen, sie zu erarbeiten (Konzept
gestalten, Grundlagen beschaffen...) und die Ergebnisse schriftlich korrekt und
strukturiert darzustellen, wie es bei wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist. Ich denke,
dass dieses Erlernen von systematischem Vorgehen eine gute Vorbereitung auf spätere
Herausforderungen an der Universität oder auch im Berufsleben ist.
An dieser Stelle möchte ich all jenen Personen meinen aufrichtigen Dank aussprechen, die
mich mit ihrer wertvollen Hilfe in meiner Arbeit unterstützt haben.
Besonders verpflichtet fühle ich mich meiner Betreuerin Frau C.S. Greder; dem
Vaishnava-Mönch Krsna Candra, der mich ermutigt hat, dieses Thema für eine Maturarbeit
zu wählen; Herrn Pfarrer Stefan Junger, Herrn Parapsychologen Andreas Schaller und Herrn
Adrian Stocker, die ich interviewen durfte und Herrn Urs Zimmermann, Diakon der
katholischen Kirche, der mir beim Bearbeiten des Kapitel 5.1 geholfen hat.
2. Einleitung
Das Thema Reinkarnation ist ein sehr komplexes Sachgebiet. Die
Frage, was mit uns nach dem Tod passieren wird, übersteigt die Fragestellungen des
alltäglichen Lebens. Trotzdem ist der Gedanke an ein Leben nach dem Tod in der einen oder
anderen Form in jeder Kultur und religiösen Tradition der Welt zu finden.
Das Bild, welches ich für die Titelseite gewählt habe, illustriert meiner Meinung nach
sehr anschaulich, was nach dem Tod passieren könnte. Ich betrachte es als ein gelungenes
Werk, denn es regt jeden zum Nachdenken an. Ein Christ mag behaupten, dass diese
Darstellung nicht stimme und den Menschen irreführe. Ein Hindu mag beim Anblick dieses
Gemäldes behaupten, dass wir uns aus dem schrecklichen Kreislauf der wiederholenden
Geburten und Tode befreien müssten. Und wieder ein anderer wird vielleicht denken:
"Wo ist der Beweis?"
Als Inderin und Hinduistin glaube ich an ein Leben nach dem Tod. Aber was glaubt man im
Abendland, wo ich geboren und aufgewachsen bin? Hinsichtlich Reinkarnationsglaube wusste
ich nichts über das Christentum. Diese Wissenslücke zu füllen war mit ein Grund,
weshalb ich dieses Thema gewählt habe.
Ein anderer Grund war folgender: seit den letzten Jahrzehnten hat sich im Westen ein neues
Forschungsgebiet im Bereich der Parapsychologie geöffnet. Die Parapsychologen, die als
Reinkarnationstherapeuten arbeiten, versuchen, den unter einem Problem leidenden Patienten
mit einer Rückführungstherapie zu helfen. Die Parapsychologen glauben, die Wurzeln des
Problems seien in einem der früheren Leben zu suchen.
Was halten solche Parapsychologen vom Christentum, wo der Reinkarnationsgedanke abgelehnt
wird? Denken sie, das Christentum beinhalte falsche Lehren? Was für eine Einstellung
haben sie gegenüber östlichen Philosophien?
Das waren ebenfalls Fragen, die mich auf die Idee brachten, Reinkarnation als mein
Maturarbeitsthema zu wählen. Es fiel mit jedoch schwer, eine passende Leitfrage zu
finden, doch mit Hilfe Frau Greders ging das einfach. Meine Leitfrage lautet: "Was
passiert mit unserer Lebensenergie nach dem Tod?" Sehr bald musste ich einsehen, dass
ich mit dieser Leitfrage ein Buch schreiben könnte. Da ich den Rahmen dieser Arbeit nicht
sprengen wollte, entschloss ich mich, mich auf diese drei Gebiete zu konzentrieren:
- Christentum: Was glaubt man im Christentum hinsichtlich
Reinkarnation?
- Hinduismus: Was versteht man im Hinduismus unter Lebensenergie? Was
passiert mit ihr nach dem Tod?
und
- Moderne Reinkarnationsforschung: Was verstehen Parapsychologen
unter Lebensenergie? Können sie die Frage nach einem Leben nach dem Tod eindeutig
bejahen?
Weiter wollte ich auch selbst etwas erforschen: der praktische
Teil meiner Arbeit stützt sich auf Interviews mit dem Parapsychologen Herrn Andreas
Schaller, dem reformierten Pfarrer Herrn Stefan Junger und Herrn Adrian Stocker.
Nicht selten hatte ich Mühe, dieses Maturarbeitsthema von
verschiedenen Seiten zu beleuchten. Oft habe ich Meinungen von Gegnern einfach
weggelassen, da ich mit diesen nicht einverstanden war. Ich habe trotzdem mein Bestes
versucht, offen an das Thema heranzugehen.
3. Begriffsdefinitionen bzw. Umschreibungen
Hier werden die zentralen Begriffe erläutert, die in einem engen
Zusammenhang mit dem Thema stehen: Reinkarnation, Parapsychologie, Seele, Bewusstsein und
Tod.
Das Wort ‚Reinkarnation' hat seinen Ursprung vom Lateinischen
und bedeutet ‚Wieder-Fleischwerdung' (re-incarnare = wieder zu Fleisch werden, wieder
ins Fleisch eingehen). Synonyme für ‚Reinkarnation' sind: Seelenwanderung,
Wiedergeburt oder Transmigration .
Die Reinkarnationsforschung ist ein Teilgebiet der Parapsychologie. Die Parapsychologie
beschäftigt sich mit den paranormalen, das heisst mit den übersinnlichen Vorgängen und
Erscheinungen. Die Parapsychologen versuchen, die übersinnlichen Phänomene methodisch
und experimentell zu erfassen. Dies geschieht unter anderem durch quantitative
statistische Versuche oder durch Sammlungen von Einzelfällen.
Ein bedeutender Gegenstand der Psychologie war bis zum neunzehnten Jahrhundert die Seele.
Sie war der Träger aller psychischer Vorgänge und Erscheinungen.
Der Glaube an eine Seele ist weltweit verbreitet. Im Westen wird sie meist als Geist,
Wille und Gemüt verstanden und gewöhnlich im Kopf oder in Herzen lokalisiert.
Aristoteles sah die Seele als das belebende Prinzip des Menschen an. Für Descartes waren
der materielle Leib und die Seele, die er als Denkkraft und Bewusstsein definierte, zwei
verschiedene Sachen.
Im Fernen Osten gilt die Seele als "das Selbst" und die Quelle des Bewusstseins.
Gemäss der indischen Philosophie ist das Bewusstsein das einzige für die Sinne
erkennbare Symptom der Seele, anhand dessen man auf das Vorhandensein der Seele schliessen
kann, welches sonst nicht direkt wahrnehmbar ist. Bewusstsein ist weiter das die von der
Seele ausströmende Lebenskraft. Da auch Tiere und Pflanzen diese Lebenskraft aufweisen,
gelten diese Wesen auch als beseelt. Wenn die Lebewesen kein Bewusstsein mehr haben,
definiert man sie als tot.
Der Tod gilt als das Ende des Lebens von Individuen. Medizinisch wird er als die Abfolge
irreversibler Funktionsverluste des Atmungs-, Kreislauf- und Zentralnervensystem
beschrieben. Verläuft im Allgemeinen in den folgenden vier Phasen:
1. Klinischer Tod: völliger Kreislaufstillstand. Wichtigste
Kennzeichen: Arterienpulse, Herzaktionen und Atemfunktionen fehlen, Bewusstlosigkeit.
2. Zerebraler Tod: Grosshirntod
3. Hirntod: Ausfall aller Hirnfunktionen. Dies gilt als das Kriterium für den Tod eines
Individuums
4. Biologischer Tod: Tod aller Organe
Gemäss der indischen Philosophie wird der Tod definiert als der
Augenblick, in dem die Seele - zusammen mit ihrem feinstofflichen Körper - ihren
gegenwärtigen grobstofflichen Körper für immer verlässt, ohne später wieder in diesen
zurückzukehren.
Nachdem nun die zentralen Begriffe der Fragestellung erläutert
worden sind, wird versucht auf die Fragestellung ‚Was passiert mit der Lebensenergie
nach dem Tod' eine Antwort zu finden, indem ich untersuche, was man hinsichtlich
Reinkarnation im Christentum und im Hinduismus glaubt und was die Reinkarnationsforscher
herausgefunden haben.
4. Exkurs: wie ich zur Reinkarnation stehe
Der Tod ist ein tiefes Geheimnis. Ich weiss, dass ich sterben
werde, aber nicht wann, wie und wo. Manchmal ist das Leben eines Menschen so hektisch,
dass ein Nachdenken über den Tod das Letzte ist, wofür er noch Zeit übrig hat.
Buddha sagte einmal:
Unser ganzes Dasein ist flüchtig
Wie Wolken im Herbst;
Geburt und Tod der Wesen
Erscheinen wie Bewegungen im Tanz.
Ein Leben gleicht dem Blitz am Himmel,
es rauscht vorbei
wie ein Sturzbach den Berg hinab.
Viele Menschen denken, dass sie im Ruhestand dem Tod viel mehr
Zeit und ernsthaftere Gedanken widmen werden. Doch eine schwere Krankheit oder ein
Schicksalsschlag lässt es oft anders kommen.
Als eine im Westen aufgewachsene Inderin stelle ich oft fest, dass hier die Menschen eine
andere Einstellung zum Tod haben als in Indien. Manchmal kommt es mir vor, als ob die
westliche Zivilisation den Gedanken an den Tod verdrängen wollte. Oder er wird
verdrängt, ohne dass wir es eigentlich wollen. Hier im Westen ist praktisch jeder von so
vielen Sachen und Gütern umgeben, dass sich unsere gesamte Zeit und Energie in deren
Unterhalt erschöpfen - für ein Nachdenken über den Tod bleibt keine Zeit.
Vor einigen Monaten habe ich mich mit einer westlichen Freundin über den Tod unterhalten.
Sie sagte, beim tieferen Reflektieren über den Tod bekomme sie ein unheimliches Gefühl.
Ich fragte sie, ob sie an ein Leben nach dem Tod glaube. Darauf sagte sie: "Wenn es
eines gibt, dann freue ich mich auf mein nächstes Leben."
Ich vermute, dass der Gedanke an den Tod vielen Menschen - sowohl in Indien als auch hier
- ein unheimliches Gefühl verursacht. Warum haben so Viele beim tieferen Nachdenken über
den Tod eine unangenehme Empfindung? Ich glaube es ist die Angst vor Trennung, Trennung
von Menschen, die man lieb hat, Trennung von Sachen, die man mag.
Früher war ich der Meinung, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod von der Menschheit
etabliert wurde, um genau diese Ängste zu überwinden oder sogar zu vertreiben. Trotz
dieser Einstellung lief mir bei jedem tieferen Reflektieren über das Zitat von Buddha,
welches ich oben hingeschrieben habe, ein kalter Schauder den Rücken hinab, denn es
enthält einen wahren Kern.
...Ein Leben gleicht dem Blitz am Himmel,
es rauscht vorbei...
Auch den folgenden Vers aus der Bhagavad-Gita finde ich sehr
speziell:
So wie die verkörperte Seele in diesem Körper fortgesetzt
Von Knabenzeit zu Jugend und zu Alter wandert,
so geht die Seele beim Tod in ähnlicher Weise
in einen anderen Körper ein.
Ich glaube, niemand würde behaupten, der erste Teil dieses Verses
stimme nicht. Kann es somit nicht sein, dass auch der zweite Teil wahr ist? Ich finde den
Gedanken gar nicht so absurd oder komisch, dass die Seele nach dem Tod in einen anderen
Körper eingehen kann. Zwar ist diese Annahme weder beweisbar noch ist diese
Seelenwanderung unseren Augen sichtbar. Aber auf unserer Welt gibt es noch so viele Dinge,
die wir weder sehen noch beweisen können und trotzdem wissen wir, dass es sie gibt, zum
Beispiel die aussersinnlichen Wahrnehmungen wie Telepathie oder Hellsehen, oder auch die
sogenannten Spuk- und Poltergeistphänomene.
Warum sollte es daher kein Leben nach dem Tod geben?
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