www.Hinduismus.dewww.Hinduismus.de

 

Zurück zur Übersicht

 

5. Reinkarnation

5.1 Der Reinkarnationsgedanke und das Christentum

Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist eine wichtige Frage im Christentum, wenn auch nicht die zentrale. Die evangelischen Kirchen der Schweiz sind der Meinung, der Reinkarnationsgedanke gehöre nicht zum Christentum. Wichtig ist hier, zu definieren, was das Christentum unter Wiedergeburt versteht. Spricht das Christentum von einem Leben nach dem Tod, meint es damit, dass der Verstorbene entweder zu Gott zurückkehrt oder in der Hölle verdammt wird. Das letztere behauptet allenfalls die katholische Kirche. Spricht das Christentum von Wiedergeburt, meint es, dass derjenige Mensch, der sich für einen Lebensweg mit Gott entscheidet wie neugeboren ist.
Trotzdem gab es immer wieder christliche Gruppierungen und Gemeinschaften, die an eine Wiedergeburt in einer irdischen, fleischlichen Form glaubten. Die wohl berühmtesten Vertreter waren Origenes und seine Anhänger, dessen Glaube an eine vorgeburtliche Existenz der menschlichen Seele verurteilt wurde. Auch bei den altgriechischen Philosophen wie Pythagoras oder Platon war der Reinkarnationsgedanke zu finden.

 

5.1.1 Heutige Anhänger

Auch heute gibt es Menschen, die der Meinung sind, dass der Reinkarnationsgedanke früher einmal im Christentum existierte. Ein Beispiel ist Ronald Zürrer, dessen Werk ‚Reinkarnation' ich zu Hilfe genommen habe. Er hat Germanistik, Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften an der Universität Zürich studiert. Um die Frage aufzuhellen, ob der Reinkarnationsgedanke früher einmal wirklich existierte oder nicht, analysierte er die Geschichte des Christentums und fand Hinweise, die ihn davon überzeugten, dass der Reinkarnationsgedanke im Abendland existierte. Hier folgt eine stark gekürzte Zusammenfassung seiner Befunde. Dem interessierten Leser sei sein Buch "Reinkarnation" (1989) empfohlen.
Unter dem Begriff ‚Kirche' verstand man im frühen Christentum keine feste Organisation wie heute oder eine Institution wie im Mittelalter. Sie war vielmehr eine lockere Gruppe oder eine Gemeinschaft, die Jesus' Botschaft zu verstehen versuchte. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das Christentum zu einer wirtschaftlich und politisch mächtigen Weltreligion. Der Kirche ging es nicht mehr nur um die Grundsätze der Religion, sondern vielmehr um die Führungsrolle und den Einfluss auf die Politik. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Christentum zu einer römischen Staatsreligion und zu dieser Zeit, fand Ronald Zürrer heraus, folgten etliche Konzile und Synoden.

"Auf Drängen des byzantinischen Kaisers Justinian I. (527-565) wurde im Jahre 543 in Konstantinopel eine Synode der Ostkirche einberufen, die das erklärte Ziel hatte, die theologischen Differenzen um die Lehren des Origenes (der 300 Jahre zuvor gelebt hatte!) ein für allemal zu beenden. Diese Lehren wurden durch die Synode mit neun Anathemata (Bannflüchen ) belegt, wobei der für die Frage der Seelenpräexistent und der Reinkarnation entscheidende erste Bannfluch lautet:
Wenn einer sagt oder meint, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, (...) der sei verflucht."
(vgl. Zürrer, 1989, S. 254ff.)

Weiter meint Ronald Zürrer, dass die Kirche später neue Lehrmeinungen etablierte, um die Reinkarnationsidee völlig verschwinden zu lassen.
Ronald Zürrer hat in seinem Werk fünf Lehrmeinungen aufgeführt. Ich habe jedoch aus Platzgründen nur drei ausgewählt.

a) Erschaffung der Seele durch Gott im Augenblick der Zeugung des physischen Leibes. (Lehrmeinung von Thomas von Aquin (1225-1274))
Das ist seit dem Mittelalter die offizielle Erklärung der katholischen Kirche zum Ursprung des Menschen àdie katholische Staatskirche schliesst somit die Präexistent vom ‚letzten Leben' aus.
b) Eine ewige Verdammnis in der Hölle (aus dem 2. allgemeinen Konzil zu Lyon, 1274) à es gibt kein ‚nächstes Leben' mehr für Heiden.
c) Gnadenfunktion der Amtskirche: nur durch das Annehmen Christi und seiner Kirche kann der Mensch vor der ewigen Verdammnis errettet werden:

Niemand ausserhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude, auch kein Ungläubiger oder ein von der Einheit der Kirche Getrennter wird des ewigen Lebens teilhaftig, vielmehr verfällt er dem ewigen Feuer. (Beschluss des Konzils zu Florenz, 1438-45)

(Quelle: Reinkarnation 1989, Ronald Zürrer)

Zusammenfassung seiner Aussage:
Durch Bannflüche, offene Bedrohungen und neue Glaubenssätze ist es der Kirche gelungen, den Reinkarnationsgedanken zur Irrlehre zu erklären. Weiter behauptet er, dass der Grund dieses Vorgehens im Streben nach Macht lag.
(vgl. Zürrer,1989, S. 256f)

 

5.1.2 Meinung der christlichen Kirchen

Da die biblische Schrift kein Zeugnis für den Glauben an Reinkarnation ist, wurde dieser Gedanke weder aus der Schrift herausgenommen noch in späteren Konzilen verurteilt. Der Reinkarnationsglaube Origenes' wurde aber in der Tat verurteilt, da dieser Glaube nicht im Einklang mit der Bibel stand.
(Quelle: http://www.relinfo.ch/reinkarnation/glaube.html und http://www.relinfo.ch/reinkarnation/bibel.html, die vollständigen Auszüge sind im Anhang A zu finden)

Auch in der Bibel gibt es viele Stellen, die indirekt eine Reinkarnation ausschliessen. Die Bibel sieht den Leib und die Seele des Menschen als Einheit an. Nach dem Tod verwest der irdische Körper und die Seele bekommt einen himmlischen Körper. Und die Reihenfolge dieser Verwandlung ist nicht umkehrbar. Das heisst also, dass man nach dem Tod nicht wieder einen irdischen Körper bekommen wird. Hierzu eine Stelle aus der Bibel:

    "Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen." (I Korinther 15.44)
    "Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. Der Erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der Zweite Mensch stammt vom Himmel." (I Korinther 15.46 - 47)
    "Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden - plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. (...)" (I Korinther 15.51 - 52)

(Quelle: Einheitsübersetzung der Bibel, 1992)

 

5.1.3 Schlussbemerkung

Wahr ist, dass es Menschen gab, z.B. Origenes, die an eine Reinkarnation glaubten (vgl. Zürrer, 1989, S.246ff.). Wahr ist auch, dass Anhänger der Reinkarnationsidee deswegen verurteilt und hingerichtet wurden (vgl. Zürrer, 1989, S.256). Dass solches Vorgehen der Kirche ein macht-politisches Ziel hatte, ist nur eine Interpretation von Ronald Zürrer.

Hiermit endet das Kapitel mit dem Titel: "Reinkarnation und das Christentum". Im nächsten Kapitel beleuchte ich das Thema aus hinduistischer Sicht.

 

5.2 Reinkarnation im Hinduismus

In der Religion des Hinduismus ist der Gedanke der Reinkarnation seit Jahrtausenden ein wichtiges Grundprinzip. Die Hindus glauben an eine Fortdauer eines wesentlichen Elements, der Seele, nach dem physischen Tod. Vor allem die Bhagavad-Gita enthält eine alte, massgebende Darlegung der Seelenwanderung. Die Bhagavad-Gita unterscheidet zwischen vergänglicher Materie, dem Körper, und ewiger Spiritualität , der Seele.
Die Bhagavad-Gita ist der wichtigste Text der indischen Religion. Sie beinhaltet eine Zusammenfassung der gesamten vedischen Philosophie und Theologie.
Der Inhalt des folgenden Kapitels basiert auf der Bhagavad-Gita. Zur Vertiefung dieses Themas empfiehlt sich ein Gesamtstudium der Bhagavad-Gita.

 

5.2.1 Der Körper und die Seele

In der Bhagavad-Gita wird davon ausgegangen, dass der vergängliche Körper und die ewige Seele zwei Dinge sind, die nicht miteinander identisch sind.
Sobald ein Körper Bewusstsein hat, muss eine Seele gegenwärtig sein, denn ein toter Körper hat kein Bewusstsein. Die Verbreitung von Bewusstsein beschränkt sich jedoch nur auf den eigenen Körper, deshalb ist jedes Lebewesen eine individuelle Seele.
Weitere Merkmale der Seele sind, dass sich der Körper ernähren muss und sich fortpflanzen kann. Da auch Tiere und Pflanzen diese Merkmale aufweisen, gelten sie ebenfalls als beseelt. Der Unterschied liegt darin, dass das Bewusstsein eines Tieres bzw. einer Pflanze und eines Menschen sich nicht auf der gleichen Ebene befinden; die Seelen jedoch, die den ganzen Körper intakt halten, unterscheiden sich nicht.
Weiter ist der Körper sechs Arten von Wandlungen unterlegen: er wird geboren, wächst heran, bleibt eine Zeitlang bestehen, erzeugt Nebenprodukte (Nachkommen), beginnt zu altern und vergeht schliesslich. Diese Wandlungen zeigen, dass der Körper von Natur aus vergänglich ist.
Die Bhagavad-Gita sagt weiter, dass die Seele im Gegensatz zum vergänglichen Körper ewig ist und diese sechs Arten von Wandlungen weder durchläuft noch von ihnen beeinflusst wird: wir alle waren einmal Kinder und sind jetzt Erwachsene; der Körper hat sich gewandelt, aber die Lebenskraft im Körper, die Seele, hat sich nicht gewandelt. Wir sind immer noch wir.
Im Vers 2.20 steht, dass es für die Seele zu keiner Zeit Geburt oder Tod gibt, dass sie ungeboren und ewig ist und dass sie nie getötet werden kann.
Es mag wahr sein, dass sich im Laufe des Lebens unser Denken, Fühlen und Wollen ändert, aber dies ist nicht mit der Seele zu verwechseln. Der Tod bedeutet für die Seele nur ein Wechseln vom Körper, ähnlich wie die ständigen Wechsel, die sie bereits im gegenwärtigen Leben durchläuft. Der Vers 2.13 veranschaulicht das:

    So wie die verkörperte Seele in diesem Körper fortgesetzt von Knabenzeit zu Jugend und zu Alter wandert, so geht die Seele beim Tod in ähnlicher Weise in einen anderen Körper ein. (Bhagavad-Gita, Vers 2.13)

 

5.2.2 Der feinstoffliche Körper

Neben unserem grobstofflichen, vergänglichen Körper, der aus Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther besteht, wird die Seele von einem feinstofflichen Körper umgeben. Der feinstoffliche Körper setzt sich aus Intelligenz, falschem Ego und Geist bzw. Verstand zusammen. Unter ‚falschem' Ego versteht man im Hinduismus unsere fälschliche Identifikation mit dem Körper: der Körper, der mich umhüllt, bin nicht ich. Der Vers 3.27 erklärt, dass wir unsere wahre spirituelle Identität als Seele vergessen, weil wir uns unter der Herrschaft der materiellen Natur befinden.
Zu den Tätigkeiten des feinstofflichen Körpers gehören das Denken, das Fühlen und das Wollen.
Wenn die Seele nun ihren Körper wechselt, begleitet der feinstoffliche Körper (das Denken, Fühlen und Wollen) die Seele in den neuen Körpern hinein. Doch da wir zum Vergessen neigen, wissen wir nicht mehr, was wir im letzten Leben waren. Da nun einige mehr vergessen und andere weniger, gibt es immer wieder Menschen, die sich an ihr letztes Leben erinnern.

 

5.2.3 Die Wiedergeburt

Ob die Seele nach dem Tod einen menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Körper bekommt und ob sie in der Hölle, im Himmel oder wieder auf der Erde wiedergeboren wird, hängt von zwei Faktoren ab: von ihrem Karma und ihrem Bewusstsein zum Zeitpunkt des Todes. Interessierte Leser finden mehr zur Karmalehre in der Bhagavad-Gita.
Im Vers 8.6 heisst es:

    Was auch immer der Daseinszustand ist, an dem man sich erinnert, wenn man seinen Körper verlässt, diesen Zustand wird man ohne Zweifel erreichen.
    (BG.8.6)

Die Seele wandert also von einem Körper zum nächsten, und ihre Handlungen (Karma) sowie ihr Bewusstsein zum Zeitpunkt des Todes sind die Grundlagen ihres nächsten Körpers. Wenn das Lebewesen das Bewusstsein eines Tieres angenommen hat, wird es den Körper eines Tieres annehmen müssen, ist das Bewusstsein göttlicher Eigenschaften, wird es zu einer göttlichen Form überwechseln.

 

5.2.4 Schlussbemerkung

Wenn ein Mensch in Indien religiösen oder spirituellen Fortschritt machen will, muss er zuerst zwei Dinge unterscheiden lernen: einmal den Körper und zum anderen die Lebenskraft im Körper. Als nächstes muss er wissen, dass der Tod nicht sein Tod bedeutet, sondern nur ein Wechsel des Körpers.
Dieses Verständnis der Reinkarnationsidee gilt in Indien als die wichtigste Voraussetzung für alle religiösen und spirituellen Fortschritte und Erkenntnisse.
Hiermit endet das Kapitel mit dem Titel "Reinkarnation im Hinduismus". Im nächsten Kapitel geht es um die moderne Reinkarnationsforschung.
Ich habe das Gebiet Forschung aufgegriffen, weil es nicht wie die Religionen eine reine Glaubenssache ist, sondern es basiert wie jede andere Forschung auch auf wissenschaftlichem Vorgehen.

 

5.3 Moderne Reinkarnationsforschung

Was mit der Persönlichkeit oder mit der Seele, die in der Psychologie als ein Teil der Persönlichkeit gilt, vor der Geburt war und was mit ihr nach dem Tod passieren wird, sind Fragen, mit der sich die parapsychologische Forschung seit ihren Anfängen beschäftigt. Die Forschung stützt sich auf Personen, die überzeugt sind, sich an ein oder mehrere frühere Leben zu erinnern. Die zentrale Schwierigkeit aller solcher Untersuchungen liegt in der Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses der Person. Weiter kann die Person Einzelheiten ihrer Erinnerung weglassen oder dazuerfinden, statt tatsächliche Ereignisse genau wiederzugeben. Auch zu berücksichtigen ist, dass man nicht einfach voraussetzen kann, irgendwelche Erinnerungen einer Person müssten aus dem vergangenen Leben stammen, denn unser Gedächtnis produziert nachweislich nicht nur "echte" Erinnerungen, sondern auch Phantasiebilder.
Aber was ist, wenn die erinnerten Einzelheiten aus dem früheren Leben des Kindes durch Nachforschungen bestätigt werden und glaubhaft gemacht werden kann, dass das Kind in seinem gegenwärtigen Leben keine Kenntnis davon erhalten konnte? Dann liegt die Annahme nahe, das Kind habe tatsächlich das frühere Leben geführt, an das es sich erinnert.

In diesem Kapitel habe ich mich daher mit dem bekanntesten Parapsychologen, Dr. Jan Stevenson, und seiner Untersuchungsmethode beschäftigt.

 

5.3.1 Jan Stevenson

Jan Stevenson ist einer der namhaftesten Parapsychologen der Gegenwart, meint Dr. Heinrich Wendt. Jan Stevenson hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Wahrheitsgehalt des uralten Reinkarnationsglauben beschäftigt, hat mehr als 1500 Fälle gesammelt und mit grösster Akribie erforscht. Etwa die Hälfte der Fälle stammt aus Südostasien, wo eine grosse Mehrheit der Bevölkerung den Hinduismus und Buddhismus vertritt. Die restlichen Fälle kommen aus dem westlichen Asien, Europa und Brasilien. Nur wenige sind aus den Vereinigten Staaten. Professor Jan Stevenson begründet diese unterschiedliche Verteilung mit dem Einfluss der verschiedenen Kulturkreise. Der Hinduismus und der Buddhismus sprechen sich klar für ein Leben nach dem Tod aus. Das Christentum jedoch ist dieser Idee gegenüber skeptisch eingestellt.

 

5.3.2 Untersuchungsmethode von Jan Stevenson

Der Fall beginnt gewöhnlich, wenn ein kleines Kind von zwei bis vier Jahren anfängt von einem Leben zu plaudern, das es früher einmal an einem anderen Ort geführt hatte. Nachdem das Kind ausreichende Einzelheiten aus dem früheren Leben geschildert hat, beginnt der Parapsychologe, den Fall mit geschicktem Nachfragen zu erforschen.
Er achtet darauf, dass die Familie des Kindes noch keine Überprüfungsversuche unternommen hat, so dass die Ergebnisse erster Hand durch Personen untersucht werden, die mit parapsychologischen Forschungsmethoden vertraut sind. Sobald das Kind zum Schauplatz vom früheren Leben zurückgeführt wird, kann beobachtet werden, dass die Erinnerungen in einem grösseren Mass aufleben. Das ist für Jan Stevenson und auch für andere Parapsychologen, die sich mit der Reinkarnation befassen, ein Anzeichen dafür, dass dieses Kind das ‚letzte Leben' geführt haben muss. Wie hätte es sonst all diese Details schildern können, von denen es keine Kenntnisse erhalten konnte? Stevenson hat sich vornehmlich mit Kinderfällen beschäftigt, denn Kinder interpretieren ihre Fälle nicht wie die Erwachsenen, sonder sie erzählen einfach und spontan.
Im Anhang B habe ich drei von Jan Stevenson untersuchte Fälle aufgeführt.

Obwohl viele Fälle nur mit einer Reinkarnation erklärt werden können, ist die evangelische Kirche diesem Thema gegenüber kritisch eingestellt.

 

5.3.3 Die Meinung der evangelischen Kirche

Die Kirche würdigt dieses wissenschaftliche Vorgehen kritisch. Sie ist der Meinung, dass die Reinkarnationstherapie auf eingeschränktem Horizont der Wahrnehmung basiere. Weiter sagt sie, die Therapeuten könnten nicht voraussetzen, dass die Erinnerungen des Patienten aus einem früheren Leben stammen müssen, denn unser Gedächtnis ist auch fähig, Phantasiebilder zu produzieren. Weiter argumentiert sie, die Patienten würden sich durch die Tiefenentspannung, z.B. Hypnose , in die Abhängigkeit des Therapeuten begeben, so dass der Therapeut die Rückführung des Patienten mit suggestiven Impulsen steuern könne.
(Quelle: http://www.relinfo.ch/reinkarnationstherapie/info.html, vollständiger Auszug ist im Anhang C zu finden)

 

5.3.4 Schlussbemerkung

Obwohl viele Fälle aufgrund der Ergebnisse des Forschungsmaterials eindeutig die Reinkarnationshypothese unterstützen, kann nicht behauptet werden, dass damit die Frage nach einem Leben nach dem Tod wissenschaftlich ein für allemal beantwortet ist. Ausserdem gehen die Meinungen darüber auseinander, was man Beweis nennen kann und was nicht, denn es gibt immer wieder Fälle, die sich als Betrug oder Kryptomnesie erweisen.

 

6. Zusammenfassung

Hier habe ich eine Zusammenfassung erstellt, welche die drei behandelten Themenkreise, Reinkarnation im Christentum, Hinduismus und moderne Reinkarnationsforschung, in einer tabellarischen Form darstellen soll.

 

Christentum Hinduismus Parapsychologie:
Reinkarnationsforschun
Lebensenergie Seele Seele Seele/n
Persönlichkeit
Entstehung der Lebensenergie Im Augenblick der Zeugung Hat keinen Beginn
Ist ewig
?
Was geschieht mit ihr nach dem Tod? Himmel
oder
Hölle
Erde
Himmel
Hölle
Erde, gemäss Forschungsmaterial
oder Weiterleben in einer anderen Form
Gibt es eine Seelenwanderung? Nein, nicht in irdischer Form Ja Nicht mit einem eindeutigen Ja oder Nein beantwortbar

 

Hier endet der theoretische Teil dieser Maturarbeit. Es folgt der praktische Forschungsteil.
Für den Forschungsteil habe ich einen Pfarrer, einen Parapsychologen und einen, der nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt und ein Atheist ist, interviewt.
Ich habe absichtlich keinen hinduistischen Mönch interviewt, was aufgrund der obigen Darstellung zu erwarten wäre, weil sonst die Ergebnisse des Interviews eine Wiederholung des Kapitels ‚Reinkarnation im Hinduismus' gewesen wären. Ich schlussfolgere dies aufgrund von, weil die Bhagavad-Gita sowohl die Grundlage des Kapitels 5.2 als auch die spirituelle Basis des Hindu- Mönchs ist. Folglich wäre das, wes er gesagt hätte, identisch mit dem gewesen, was ich im Kapitel ‚Reinkarnation im Hinduismus' geschrieben habe. Daher unterliess ich dieses Interview.
Durch den Forschungsteil möchte ich vor allem folgende Fragen erörtern:

§ Glaubt der Pfarrer an ein Leben nach dem Tod? (Ich stelle ihm diese Frage, weil ich von einigen Pfarrern weiss, dass sie an eine Reinkarnation glauben.)

§ Was verstehen Parapsychologen unter "Lebensenergie"?

§ Warum glaubt der Atheist nicht an ein Leben nach dem Tod? Was sind seine Argumente?

 

7. Ergebnisse meiner Umfragen

Der Forschungsteil basiert auf 3 Interviews. Ich habe einen Parapsychologen, Herrn A. Schaller, einen evangelischen Pfarrer, Herrn S. Junger und Herrn A. Stocker interviewt. Herr A. Stocker ist Atheist und glaubt nicht an eine Reinkarnation. Die ausgefüllten Interviewfragebögen finden sie im Anhang D.

  Pfarrer
Herr Junger
Parapsychologe
Herr Schaller
Atheist
Herr Stocker
Glaube an ein Leben nach dem Tod? Nein, nicht in einer irdischen Form Ja Nein
Erklärung des Begriffs "Lebensenergie" Eine Kraft Gottes Das kleinste Teilchen überhaupt,

unseren Augen nicht sichtbar

Energie, die bei chemischen Reaktionen frei wird
Glaube an ein Leben vor der Geburt? ? Ja Nein

Der Pfarrer Junger glaubt nicht an ein Wiedergeborenwerden in einer irdischen Existenzform sondern viel mehr an die Auferstehung. Damit meint er, dass er einst wie Jesus Christus von den Toten auferstehen und ewiges Leben bei Gott finden wird.
Unter Lebensenergie versteht er die Kraft, welche ihn befähigt, seine Aufgaben und Pflichten auszuführen. Diese Energie stammt nicht von ihm selbst, sondern wird ihm immer wieder neu von Gott geschenkt.
Was er in einem eventuellen früheren Leben war, ist höchst irrelevant für ihn und er kann auch keine Aussage darüber machen. Er mag sich damit gar nicht auseinandersetzen, da ihm dies nichts bringt. Schliesslich sei es dem Christen durch die biblischen Texte deutlich gemacht, dass es ums Jetzt und ums Hier gehe.

Der Parapsychologe Schaller glaubt an ein Leben nach dem Tod. Er führt ein physikalisches Gesetz an, welches sagt, dass die Energie nicht verloren geht, sonder nur umgewandelt wird. Daraus schlussfolgert er, dass auch die Lebensenergie nach dem Tod nicht einfach verloren gehen kann.
Unter Lebensenergie versteht er das kleinste irdische, aber nicht-materielle Teilchen überhaupt, das unseren Augen nicht sichtbar ist.
Er selbst glaubt, dass er vor seiner Geburt schon einmal gelebt haben muss. Zwar kann dies weder er noch irgendjemand anderes beweisen, allerdings kann auch nicht das Gegenteil bewiesen werden. Ihm ist es völlig egal, ob jemand daran glaubt oder nicht, viel wichtiger scheint ihm, dass sein Patient nach der Regressionstherapie seine seelischen Probleme verarbeiten konnte. Ob die Bilder, die während der Sitzung auftauchten, tatsächlich aus dem letzten Leben oder aus dem Unterbewusstsein sind, sei dahingestellt. Hauptsache für ihn ist, dass sich die Probleme des Patienten gelöst haben.

Herr Stocker glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. Er sieht den Körper eines jeden Lebewesens als einen grossen Haufen von Atomen an und meint, die ‚Lebensenergie' basiere auf verschiedenste chemische Reaktionen wie zum Beispiel Redoxreaktionen . Sobald die an der Reaktion teilhabenden Stoffe im Körper verbraucht sind, stoppen die exothermen Reaktion; der Körper gilt dann als ‚tot'.
Aus diesem Grund glaubt er auch nicht, dass er schon vorher einmal gelebt hat. Er glaubt viel eher, dass die Atome, die seinen Körper ausmachen, vor seiner Geburt in einem anderen Körper waren und nach seinem Tod werden diese Atome wieder in einem anderen Körper sein. Zum Beispiel: die Mikroorganismen und viele andere Kleinstlebewesen zersetzen seine Leiche und bauen so mit diesen Atomen ihren eigenen Körper auf.

 

7.1 Zusammenfassung

Herr Pfarrer vertraut auf die biblischen Texte und glaubt, er werde nicht auf der Erde wiedergeboren werden.

Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer. (Kapitel 5.1.2)

Die Frage, was mit ihm vor der Geburt war, ist irrelevant für ihn. Auch in der Bibel wird auf diese Frage nicht eingegangen.

Herr Parapsychologe glaubt, er habe vor der Geburt schon einmal gelebt und nach dem Tod werde er weiterleben. Ob er wieder auf die Erde zurückkommen wird, kann er nicht sagen.

Obwohl viele Fälle mit Hilfe des Beweismaterials eindeutig die Reinkarnationshypothese unterstützen, kann man nicht behaupten, dass damit die Frage nach einem Leben nach dem Tod wissenschaftlich ein für allemal beantwortet ist. (Kapitel 5.3.4)

Jeder Mensch weiss sich zu erklären, dass der Tod nicht das Ende ist, so auch der Atheist: er glaubt an das Weiterleben der Atome.

 

7.2 Schlussbemerkung

Auf unserer Welt gibt es unzählbare Kulturen und ebenso viele Glaubensrichtungen und der Gedanke bzw. Glaube an ein Leben nach dem Tod ist in all diesen Kulturen und religiösen Traditionen ein Brennpunkt. Auch bedeutende Wissenschaftler, wie Dr. Jan Stevenson und viele andere, beschäftigen sich mit dem okkulten Phänomen Reinkarnation. Auf die Frage, ob es eine Seelenwanderung oder ein Weiterleben in irgendeiner Form gibt, wissen sie keine klare Antwort.

Was passiert nun mit der Lebensenergie nach dem Tod?
Diese Frage bleibt offen...

 

8. Literaturverzeichnis

Bischöfe des Deutschlands et al.    Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift: Die Bibel, Gesamtausgabe, 7. Auflage 1992
    Verlag: Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart

Drosdowski, Günther et al.    Duden, die deutsche Rechschreibung, Band 1
    21. Auflage, 1996
    Dudenverlag Mannheim

Fahlbusch, Erwin et al.    Evangelisches Kirchenlexikon
    Band 4, 3. Auflage, 1996
    Band 1, 3. Auflage, 1989
    Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht

o.V.    Brockhaus, Enzyklopädie
    Band 21, 1993

o.V.    Schülerduden, Die Psychologie
    2. Auflage, 1996                
    hrsg.: Meyers Lexikonredaktion

Prabhupada, Srila    Bhagavad-Gita, Wie sie ist
    Verlag: The Bhaktivedanta Book Trust, 1987

Pollak, Kurt    Knaurs grosses Gesundheitslexikon
    Weltbild Verlag GmbH, 1999

Pschyrembel    Klinisches Wörterbuch
    257. Auflage
    Verlag: Walter de Gruyter

Stevenson, Jan    Reinkarnation, Der Mensch im Wandel von Tod und Wiedergeburt, 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene Fälle, übersetzt von Heinrich Wendt
    2. Auflage, 1977   
Aurum Verlag, Freiburg / Br.

Zürrer, Ronald    Reinkarnation, Die unfassende Wissenschaft der Seelenwanderung
    Verlag: Sentient Press, 1989

Evangelische Informationsstelle    Reinkarnation in Diskussion, Entstehungsdatum: 1998
Georg Schmid    Anfang und Ende des Glaubens an Reinkarnation
    URL: http://www.relinfo.ch/reinkarnation/glaube.html
    [Stand: 04.05.2001]

Evangelische Informationsstelle    Reinkarnation in Diskussion, Entstehungsdatum: 1998
Georg Schmid    Reinkarnation und die Bibel: kurze Stellungnahme
    URL: http://www.relinfo.ch/reinkarnation/bibel.html
    [Stand: 04.05.2001]

Evangelische Informationsstelle     Reinkarnationstherapie, Entstehungsdatum: 1998
Georg Schmid    URL: http://www.relinfo.ch/reinkarnationstherapie/info.html
    [Stand: 04.05.2001]

 

9. Anhang

A. Reinkarnation und die Bibel (2 Internetauszüge)
B. 3 Untersuchte Fälle von J. Stevenson
C. Reinkarnationstherapie: kritische Würdigung der Kirche (Internetauszug)
D. Interviews

A. Reinkarnation und die Bibel (2 Internetauszüge)
http://www.relinfo.ch/reinkarnation/glaube.html
http://www.relinfo.ch/reinkarnation/bibel.html

B. 3 untersuchte Fälle von J. Stevenson

C. Reinkarnationstherapie: kritische Würdigung der Kirche (Internetauszug)
http://www.relinfo.ch/reinkarnationstherapie/info.html

D. Interviews
D1 Interview mit einem Pfarrer
D2 Interview mit einem Parapsychologen
D3 Interview mit Adrian Stocker

  Zurück zur Übersicht




Impressum